Aktivitäten (Ehemalige)


Begleitung im Alltag 

Die Gruppe Begleitung im Alltag brachte Flüchtlinge, wohnhaft in Weil am Rhein und ehrenamtliche Alltagsbegleiter zusammen. Die Alltagsbegleiter halfen den Flüchtlingen, sich hier in ihrer neuen Umgebung zurecht zu finden, beim Eintritt in Kindergarten und Schule, beim Lesen der Post und unterstützten sie bei Behördengängen und Arztbesuchen. 

Wichtig war und ist, dass die Menschen, die zu uns kommen, hier richtig ankommen dürfen und Heimat finden können.

Viele unserer ehrenamtlicher Tätigkeiten bei Ankunft der Flüchtlinge in Weil am Rhein werden heute von den Integrationsmanagern übernommen. Daher bedarf es eines organisierten Einsatzes von Helfern nicht mehr. Dies ist ein gute Entwicklung. 


Sommerfest am Messeplatz

Am Samstag, den 14.07. 2018 veranstaltete die Gruppe Begegnung des Willkommenskreises mit Bewohnern der Wohncontaineranlage am Messeplatz ein Sommerfest für Flüchtlinge und Nachbarn. Einige Tage zuvor hatten Bewohner der Anschlussunterbringung mit Helfern des Willkommenskreises Einladungen in der Nachbarschaft verteilt. Die Resonanz  der Nachbarn war aber insgesamt gering. Bei Temperaturen über 30 Grad ließen es sich aber trotzdem um die 50 Personen nicht nehmen,  in friedlicher und entspannter Atmosphäre zu feiern. Bei gekühlten Getränken und selbst zubereitetem Fingerfood konnte man sich unterhalten, besser kennenlernen, zusammen spielen, basteln und werkeln. So wurden beispielsweise Hände und Unterarme kunstvoll mit Henna bemalt, Perlenketten gebastelt und zur großen Freude der zahlreichen Kinder, Stelzen gezimmert, die sofort von Groß und Klein ausprobiert wurden.  Andere spielten Wikingerschach, Boule und Fußball. Am Ende wurde schließlich gemeinsam aufgeräumt, aber nicht bevor zahlreiche Einladungen zu einer Tasse Tee ausgesprochen wurden. Das Fest hinterließ viele lachende Gesichter.

Bildquelle: M. Bieber 


A good day to be happy - 2. KEKS -Treffen im Weiler Jugendcafé

 

Am vergangenen Samstag, den 19.03. lud die Gruppe "Begegnungen schaffen" des Willkommenskreises Weil am Rhein Flüchtlinge aus der Danziger Straße und aus Otterbach ins Weiler Jugendcafé zum 2. KEKS-Treffen (Kommunikation, Erlebnis, Kochen, Spaß) ein , um sich gegenseitig kennenzulernen, schon bestehende Kontakte zu vertiefen, gemeinsam zu spielen, zu basteln und sich mit Händen und Füßen zu unterhalten. Unterstützt wurde die Arbeitsgruppe an diesem Samstag von hilfsbereiten und kontaktfreudigen Menschen aus Weil und der Umgebung. Der Höhepunkt des Nachmittags und von allen ungeduldig erwartet, war jedoch wiederum das gemeinsame Zubereiten und Genießen eines tollen, diesmal typischen Essens aus Syrien. Die vielen Stunden der mühevollen Vorbereitung der drei syrischen Familien und Mitarbeitern des Willkommenskreises wurden von der begeisterten Gesellschaft mit ebenso viel Applaus und schnell geleerten Platten entlohnt. A good day to be happy - ein guter Tag, um glücklich zu sein - die Aufschrift auf einem T-Shirt eines jungen Mannes aus Afghanistan, war an diesem Nachmittag wirklich das Motto und das Résumé aller Menschen , die ins Weiler Jugendcafé gekommen waren.

 


Rede zum Volkstrauertag 2016, Weil am Rhein

Dr. Monika Bieber & Fr. Heike Pinkawa-Titze
13.11.2016

 

Wir haben eine Wahl!

Sehr geehrter Herr Erster Bürgermeister Huber, sehr geehrte Gäste dieser Gedenkveranstaltung.

Der Volkstrauertag ehrt und erinnert an die Toten der beiden Weltkriege. Die Anzahl der Menschen, die selbst den 2. Weltkrieg miterlebt haben, wird über die Jahre immer weniger. Kennen Sie noch Jemanden, der die Gefahren eines Krieges selbst erlebt hat?  Der vor Bomben geflohen ist? Der Hab und Gut verloren hat und dessen Heimat nur noch ein Trümmerfeld war?

Wir gehören zu den Glücklichen, die selbst keinen Krieg direkt erlebt haben. Gekannt habe ich nur eine Person gut, die Soldat war, meinen Vater. Der Rest der Familie war auch geprägt von den Leiden des Krieges. Gesprochen wurde aber in unserer Familie nicht über diese Zeit. Wie war es bei Ihnen zu Hause?

Die Frage kommt daher auf, welchen Bezug hat das Gedenken an die Toten der vergangenen Kriege für uns heute. Ist es eigentlich noch zeitgemäß diesen Tag zu begehen?

Für uns ist der Krieg ein schreckliches Ereignis, welches Deutschland überwunden hat und von unserem Leben weit entfernt scheint. Krieg findet für uns nur im Geschichtsunterricht, dem Fernsehen oder in Filmen statt. 

So war es, und die Betonung liegt auf ...… war.

Denn seit dem 22. Dezember 2015 ist es für uns mit dem Krieg nur aus dem Fernsehen und dem Geschichtsunterricht vorbei. Mit den ca. 200 Geflohenen, die kurz vor Weihnachten in die Notunterkunft kamen, gab es nun in Haltingen wieder Menschen, die Krieg und Verfolgung unmittelbar und direkt miterlebt haben. Sie haben Angehörige verloren oder wurden selbst verletzt. Um noch Schlimmeres zu verhindern, haben sie ihre Heimat verlassen, um in einer Welt die fremd für sie ist, Schutz zu suchen.

Nun hatten wir alle die Wahl!  Möchten wir weiter aus der Ferne zusehen?   Oder gehen wir mit offenen Armen auf diese Menschen zu.

 

Die vielen Helfer im Willkommenskreis haben sich letztes Jahr für die offenen Arme entschieden. Sie haben die abstrakte Ebene verlassen und sich auf die Begegnung mit den Flüchtlingen eingelassen.

Die Auswirkungen der Kriege, Terror oder Gewaltherrschaft wurden nun real, sie bekamen Gesichter. Plötzlich was das Kriegserlebnis für uns sehr nahe.

 

Zum Beispiel die Familie aus Syrien: Sie floh vor dem Bürgerkrieg.

Der Vater hatte eine gute Ausbildung und Anstellung, die Familie führte ein Leben der Mittelschicht in Damaskus. Ihr Zu Hause wurde zerstört und letztlich sah die Familie nur noch die Flucht nach Deutschland. Zunächst in der Landeserstaufnahmestelle in Meßstetten angekommen, wurden sie nach Karlsruhe verlegt und kamen schließlich nach Haltingen.

 

Oder wir denken z.B. an einen der jungen alleinstehenden Männer in der Notunterkunft. Er musste sein Heimatland in Afrika verlassen, weil der dortige Diktator den Stamm, dem er angehört nicht akzeptiert. Seine Eltern wurden umgebracht und auch ihm drohten Folter und Tod.  Er hat den langen Weg durch die Sahara in einem total überfüllten Jeep angetreten, musste Kühlwasser trinken, weil die Wasservorräte aufgebraucht waren. In Libyen stand er vor der Wahl, entweder weiterzugehen und sich mit Schleppern übers Meer zu wagen oder als gestrandete Person überhaupt keine Perspektive mehr zu haben.  Nach einer Odyssee über das Mittelmeer, Italien und Österreich kam er zu uns nach Haltingen.

Ähnliche Geschichten stehen hinter jedem Flüchtling, egal ob er in einer Notunterkunft lebt, in Anschluss – Wohnungen in Weil am Rhein, in Deutschland oder irgendwo in der Welt.  

Für uns sind die Flüchtlinge daher ebenso Opfer eines Krieges wie die Gefallenen, derer wir heute am Volkstrauertag gedenken. Wir fangen an zu verstehen, dass die Bedeutung des Volkstrauertages nicht veraltet, sondern brandaktuell ist.

Wir ehren und wir erinnern uns heute an Menschen, die gestorben sind und deren Tod nicht umsonst gewesen sein darf.

Wir hatten und haben die Wahl aus der Vergangenheit zu lernen und zu mahnen – keine Kriege und keine Gewalttaten mehr.

Und wir haben die Wahl, die Opfer der heutigen Kriege und Verbrechen mit in unser Leben einzubeziehen, um ihnen einen Halt zu geben und sie bei der Neuorientierung in einer fremden Welt zu unterstützen. 

Das Privileg, dass wir in einem freien Land leben, verpflichtet uns und gibt uns die Kraft ihnen  beizustehen. Franz Kafka sagte zu dieser Wahl: Du kannst dich zurückhalten vor den Leiden der Welt - das ist dir freigestellt und entspricht deiner Natur - aber vielleicht ist gerade diese Zurückhaltung das einzige Leid - welches du vermeiden kannst.

 

Die Flüchtlinge trauern auch um ihre Toten und sind damit an unserer Seite. Sie trauern um Verwandte und Freunde und durchleben dabei vielfach ihre eigenen massiven Traumata immer und immer wieder.

Ihre Trauerbewältigung steht noch ganz am Anfang. – sie hadern noch mit ihrem Schicksal – sie sind teilweise noch weit entfernt von einer Neuorientierung. Wir haben uns entschieden, sie auf diesem Weg der Neuorientierung zu unterstützen.

Dieses Wir sind nicht nur die Helfer des Willkommenskreises, sondern auch die Stadt Weil am Rhein und die beiden Kirchen. Wir alle sind sehr schnell zusammengewachsen und ergänzen und helfen uns wo immer nötig und möglich. Dafür vielen Dank!

In dem wir dies gemeinsam tun, leben wir alle den Gedanken eines brandaktuellen Volkstrauertages und verleihen ihm damit einen besonderen Wert.

 

Volkstrauertag ist heute, aber der der Sinn eines Volkstrauertages ist jeden Tag. Wir haben die Wahl.  Und wir haben gewählt, ihn jeden Tag zu leben.